15. Mai
Orgelkonzert
Freiburg i.Breisgau

Portrait_Flierl_Orgel 

Mit Bach durch die Regio

https://www.mit-bach-durch-die-regio.de/

Johann Sebastian Bach
Praeludium und Fuge in D-Dur, BWV 532

Choralbearbeitung
„Wir glauben all an einen Gott“, BWV 680

Heinrich Kaminski
Choralvorspiel „Wir glauben all an einen Gott“

Johann Sebastian Bach
Choralvorspiel „Vater unser im Himmelreich“, BWV 636
aus dem Orgelbüchlein

Heinrich Kaminski
Choralvorspiel „Vater unser im Himmelreich“

Johann Sebastian Bach
Fantasia C-Dur, BWV 573
Ergänzung und Bearbeitung zum Trio: Ulrich Metzner

Heinrich Kaminski
Choralvorspiel „Morgenglanz der Ewigkeit“

Johann Sebastian Bach
Passacaglia in c-Moll, BWV 582

an der Orgel: Matthias Flierl ( Waldshut )

Christus - Kirche
Maienstrasse 2
79102 Freiburg
17:00 Uhr

Zum Programm:
Heinrich Kaminski stammte aus Tiengen am Hochrhein und wuchs in einem altkatholischen Pfarrhaus auf. Mit seiner eigenen Familie übersiedelte er später nach Benediktbeuern und hatte Kontakt zu Künstlern wie Franz Marc und Emil Nolde. Bekannt wurde er vor allem durch seine Chorwerke und durch seine Kammermusik. Zu seinen berühmtesten Schülern zählte Carl Orff. Heinrich Kaminski schrieb nur wenige Orgelwerke, darunter die 1929/30 entstandenen drei Choralvorspiele in sehr unterschiedlichen Bearbeitungstechniken. Ein durchgehendes Metrum ist in ihnen nur schwer auszumachen; ständig wechseln die Tempi nach genauen Metronomangaben. Hinzu kommen Vorschläge, die teils vor, teils auf der Taktzeit zu realisieren sind. Durch diese freirhythmische Behandlung wird der im Sopran geführte cantus firmus verschleiert, wozu auch die gegenüber der Spätromantik weniger tonartengebundene Harmonisierung beiträgt. „Wir glauben all an einen Gott“ ist vor allem durch die Pedalsoli gekennzeichnet, enthält aber auch abschnittsweise dynamische Extreme in Regerscher Manier. „Vater unser im Himmelreich“ dagegen ist eine ohne Registerwechsel durchkomponierte, zurückhaltende Meditation. Die umfangreichste Bearbeitung dieser Sammlung über „Morgenglanz der Ewigkeit“ gleicht einer mehrteiligen Choralfantasie inklusive groß angelegter Schlussfuge: Vollgriffige und dicht gesetzte Abschnitte im ƒ bis ƒƒ wechseln mit geringstimmigen und leisen Passagen, in denen eine neoklassische Tonsprache zu beobachten ist. Die verzierte Choralmelodie ist in diesem Werk nur zu erahnen.

Die wenigen Takte des fünfstimmigen Fragments von Bachs C-Dur-Fantasie sind ausschließlich im „Clavier-Büchlein vor Anna Magdalena Bachin“ erhalten. Es handelte sich dabei um jene Sammlung, die Bachs zweite Ehefrau neben ihren vielfältigen Aufgaben als Sängerin bei Hofe, als Vorsteherin eines großen Haushalts und als Kopistin selbst 1722 anlegte, kurz nach der prächtigen Hochzeit; in dieses „Notenbüchlein“ trug ihr Mann zur Verbesserung von Anna Magdalenas Klavierspiel und zu ihrer Unterhaltung Stücke wie etwa das bekannte-G-Dur-Menuett ein. Daneben finden sich auch frühe Konzeptschriften, so zu den später als „französisch“ bezeichneten Suiten. In diese Gruppe gehört wohl auch jene C-Dur-Fantasie, die immer wieder zu Ergänzungen anregt. Zu den originellsten Versionen dürfte diejenige von Ulrich Metzner gehören. Sie basiert auf der Ausarbeitung von Hermann Keller, transponiert den Satz nach G-Dur und verwandelt den Pleno-Charakter in ein galant-beschwingtes Trio für zwei unterschiedlich registrierte Manuale und Pedal.


Dr. Markus Zimmermann